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Wie erkläre ich meinem Kind den Tod?

Nele Nikolaisen

VERFASST VON

Nele Nikolaisen

2024-07-04

Lesezeit: 4 Minuten

Wie erkläre ich meinem Kind, dass die Oma gestorben ist? Und ab welchem Alter können Kinder "Tod" überhaupt begreifen? Selbst für Erwachsene ist es oft nicht leicht, über den Tod eines geliebten Menschen zu sprechen. Trotzdem gehört das Sterben zum Leben – genau wie das Sprechen darüber. 

Benu – Bestattung und Vorsorge zeigt Ihnen, wie Sie Tod und Sterben kindgerecht vermitteln. Außerdem geben wir Ihnen Hinweise, wie Sie Ihr Kind in seiner Trauer am besten unterstützen können.

Inhaltsverzeichnis

Mit Kindern über den Tod sprechen

Bei traurigen Ereignissen wie einem Todesfall möchten wir am liebsten alles von unseren Kindern fernhalten: Wir wollen sie nicht belasten, möchten sie nicht traurig sehen. Aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, mit Kindern über den Tod zu sprechen. Spätestens, wenn im nahen Umfeld jemand verstirbt, stehen wir vor der Aufgabe, unseren Kindern beizubringen, was "Sterben" bedeutet. Anderenfalls sind sie nicht in der Lage, den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten.

Tatsächlich gehört das Sprechen über den Tod zu den wichtigsten Aufgaben von Eltern: Nur, wenn wir Tod und Sterben thematisieren, können unsere Kinder Verluste richtig einordnen. Schweigen wir zu Themen wie Tod und Sterben, können sie irrationale Ängste und/oder Schuldgefühle entwickeln. 

Was viele Eltern nämlich vergessen: Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt. Sie spüren, wenn Mama und Papa traurig sind. Wird nicht offen über den Grund gesprochen, beziehen viele Kinder die negativen Gefühle auf sich selbst. Die Erklärungen, die Kinder sich für das sonderbare Verhalten ihrer Eltern zurechtlegen, sind oft viel angsteinflößender als die Wirklichkeit.

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In welchem Alter verstehen Kinder den Tod?

Darüber, ab welchem Alter ein Kind den Tod versteht, herrschen unterschiedliche Ansichten. Entwicklungspsychologen gehen im allgemeinen davon aus, dass Kinder ab etwa sechs Jahren begreifen, dass der Tod endlich ist und dass die geliebte Person oder das geliebte Haustier nicht mehr zurückkommt. 

Sehr junge Kinder hingegen haben noch kein ausreichend entwickeltes Zeitverständnis und begreifen den Tod oft als eine Art "sehr langen Schlaf". Als Eltern sollten Sie von dieser Metapher jedoch Abstand nehmen: Umschreibt man den Tod als ein "nicht mehr Aufwachen", kann es passieren, dass vor allem kleine Kinder eine irrationale Angst vor dem Zubettgehen entwickeln – es könnte ja sein, dass auch sie nicht mehr aufwachen. 

In der Forschung zeigt sich, dass junge Kinder plötzliche Todesfälle, etwa durch einen Autounfall, besser begreifen können als ein natürliches Lebensende im hohen Alter oder aufgrund einer schweren Krankheit. Dass ein Zusammenhang zwischen hohem Alter, Krankheit und Sterben besteht, verstehen Kinder häufig erst ab etwa zehn Jahren. In diesem Alter kann man dann auch von "kindlicher Trauer" sprechen.

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Wie sagt man einem Kind, dass jemand gestorben ist?

Für viele Kinder ist der erste Todesfall im nahen Umfeld der Tod eines Großelternteils. Während Kinder ab etwa zehn Jahren in der Regel bereits um die Endlichkeit des Todes wissen, ist es bei kleinen Kindern deutlich schwieriger: Wie sagt man einer Vierjährigen, dass die Oma gestorben ist? Wir haben ein paar Ratschläge gesammelt, die Ihnen das Gespräch erleichtern sollen:

  1. Nennen Sie die Dinge beim Namen: Beschönigende Redewendungen wie "Oma ist für immer eingeschlafen" helfen Ihrem Kind nicht. Erklären Sie den Tod, indem Sie seine Endlichkeit betonen. Erklären Sie Ihrem Kind, dass jedes Lebewesen einmal sterben muss. Sagen Sie ihm auch, warum die Oma gestorben ist: War sie schon sehr alt? Ist sie krank gewesen?
  2. Beantworten Sie alle Nachfragen: Vor allen kleine Kinder reagieren auf die Nachricht vom Tod einer geliebten Person oft sehr anders als ihre größeren Geschwister. Es kann zum Beispiel sein, dass Ihr Fünfjähriger wissen möchte, ob sein Opa es im Sarg bequem hat – oder wie Tante Sofia überhaupt in die Urne reinpasst. Machen Sie deutlich, dass jede Frage erlaubt ist.
  3. Verstecken Sie Ihre Traurigkeit nicht: Ihr Kind merkt so oder so, wenn Sie traurig sind. Versuchen Sie, diese Gefühle zu verstecken, kann ihr Kind nicht lernen, dass es in Ordnung ist, traurig zu sein.
  4. Sagen Sie, wenn Sie etwas nicht wissen: Die meisten Menschen haben ihre eigene Vorstellung davon, was nach dem Tod passiert. Teilen Sie Ihre eigenen Vorstellungen bzw. Ihren Glauben mit Ihrem Kind, geben Sie aber auch zu, dass niemand genau sagen kann, was nach dem Tod wirklich geschieht.
  5. Lassen Sie keine Schuldgefühle aufkommen: Die Erkenntnis der Endgültigkeit des Todes ist bei Kindern manchmal mit enormen Schuldgefühle verbunden, weil sie sich z.B. plötzlich an ein im Zorne gesprochenes Wort erinnern. Falls Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind mit Schuldgefühlen kämpft, können Sie mit Ritualen arbeiten. Schreiben Sie zum Beispiel gemeinsam einen Brief an die verstorbene Person, in dem das Kind sie noch einmal seiner Liebe versichern kann.

Welche Trauerphasen gibt es bei Kindern?

Kinder reagieren auf die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen oft anders, als Eltern es erwarten. Tatsächlich kann man von einer kindlichen Trauer erst ab einem Alter von etwa neun bis zehn Jahren rechnen. Kleinere Kinder gehen mit ihren Gefühlen anders um. Selbst die Nachricht vom Tod eines Geschwisterkindes muss bei Ihrem Kind nicht zwingend eine Reaktion auslösen. Es kann sogar sein, dass es vom Gespräch direkt wieder ins (scheinbar) unbeschwerte Spielen übergeht. 

Anders als Erwachsene, die in der Regel vier Trauerphasen durchlaufen (vom (1) Nicht-Wahrhaben-Wollen über das (2) Verleugnen und die (3) Depression bis hin zur (4) Akzeptanz), kommt die Trauer bei Kindern in Schüben. Manchmal scheint es, als wenn die Traurigkeit plötzlich und heftig aus ihnen herausbricht – und schon im nächsten Moment können sie wieder spielen. Dieses Verhalten ist ein natürlicher Selbstschutz.

Bei manchen Kindern zeigt sich die Trauer auch in Form von plötzlichen Wutausbrüchen. Dies passiert häufig, wenn ein Kind keine andere Möglichkeit hat, seine Gefühle zu kanalisieren. Andere Kinder verarbeiten die Emotionen, die sie nicht in Worte fassen können, im Spiel. Auch Malen, Tanzen und Singen können Aktivitäten sein, die Kindern beim Trauern helfen.

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Nehmen Sie sich Zeit und bleiben Sie geduldig

Kinder brauchen die Möglichkeit, die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen in ihrem eigenen Tempo zu verarbeiten. Diese Zeit sollten Sie Ihrem Kind geben. Vergessen aber trotzdem nicht, immer wieder das Gespräch zu suchen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über die verstorbene Person und erinnern Sie sich an gemeinsame Erlebnisse. Auf diese Weise verhindern Sie, dass Ihr Kind eine Scheu davor entwickelt, über die verstorbene Person zu sprechen, weil es Mama und Papa traurig machen könnte.

Vermitteln Sie Ruhe und Zuverlässigkeit. Versuchen Sie außerdem, den normalen Tagesablauf und etwaige alltägliche Rituale weiterhin beizubehalten. Dies kann das gemeinsame Essen, Spielen oder auch ein Spaziergang sein, je nachdem, was Sie bereits vor dem Geschehenen ebenfalls gemeinsam gemacht haben.

Kinder drücken ihre Trauer oft beim Spielen oder beim Zeichnen aus. Lassen Sie dies zu und bewerten Sie es nicht. Machen Sie Ihrem Kind außerdem verständlich, dass Sie jederzeit bereit sind, ihm zuzuhören und für es da zu sein, falls es weinen oder andere Emotionen zeigen möchte.

WICHTIG! Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie selbst nicht die richtige Person sind, um Ihr Kind durch die Trauer zu begleiten, sichern Sie sich Hilfe. Manchmal können Kinder mit Außenstehenden besser über ihre Gefühle sprechen als mit selbst betroffenen Angehörigen.

Professionelle Trauerhilfe für Kinder

Des Weiteren gibt es auch professionelle Helfer/innen. Beispielsweise helfen die Psychologinnen und Psychologen von Rat auf Draht Kindern jedes Alters auch bei der Trauerbewältigung.

Außerdem gibt es auch online viele Möglichkeiten, wie Kinder den Tod besser verarbeiten können. Bereits ältere Kinder können sich zum Beispiel mit Gleichaltrigen, die ähnliche Schicksalsschläge erlitten haben, auf www.allesistanders.de austauschen und an einem moderierten Chat teilnehmen.

Oder sie nehmen an Gruppensitzungen, die von rainbows.at veranstaltet werden, teil. Dabei lernen Kinder, Trauer aufgrund von Trennungs- und Verlusterlebnissen mitzuteilen und zu verarbeiten, damit das Leben nichtsdestotrotz positiv gestaltet werden kann.

Außerdem gibt es viel hilfreiche Literatur über den Tod für Kinder jeden Alters, die ihnen die Endgültigkeit des Todes auf einfühlsame Weise näher bringen können.

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Sollte man ein Kind mit zur Beerdigung nehmen?

Genau wie Erwachsene brauchen auch Kinder die Möglichkeit, von der verstorbenen Person Abschied zu nehmen. Die Teilnahme an der Beerdigung kann helfen, dem Kind die Endgültigkeit des Todes zu verdeutlichen und gleichzeitig den Prozess des Trauerns in Gang zu setzen. Wichtig ist aber, dass Sie ihr Kind im Vorfeld gut darauf vorbereiten, was bei der Beerdigung bzw. bei der Trauerfeier passieren wird. Erklären Sie ihm zum Beispiel, was im Rahmen der Aufbahrung geschieht und verdeutlichen Sie, dass nicht der geliebte Mensch selbst, sondern nur seine "Hülle" begraben wird. 

Falls Sie unsicher sind, ob Sie Ihr Kind mit auf die Beerdigung nehmen sollten, möchten wir Ihnen unseren Ratgeber-Artikel Kinder bei einer Beerdigung ans Herz legen. 

Bedenken Sie jedoch, dass vor allem kleine Kinder die verstorbene Person oft noch lange nach ihrem Tod suchen bzw. auf ihre Rückkehr warten, wenn sie sich nicht verabschieden konnten. Manche Kinderpsychologen empfehlen sogar die Verabschiedung am offenen Sarg. Anderenfalls sei es einfach für Kinder, sich vorzustellen, der Sarg wäre leer oder es befinde sich darin gar nicht die Oma, sondern eine fremde Person.

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Quellen

Kindertrauer.info: Link

Allesistanders.de: Link

Ardalpha.de: Der Schmerz kommt in Schüben (Link)