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Bestattungsarten

Karma, Riten, Wiedergeburt – Tod und Sterben im Hinduismus

Severin Schulz

VERFASST VON

Severin Schulz

2021-07-14

Lesezeit: 7 Minuten

Hinduistische Bestattung

Der Tod – für viele ist hier alles zu Ende. Darüber können Hindus nur lächeln. Für sie bedeutet der Tod nicht das Ende, sondern den Übergang in ein neues Leben.

Was ist Hinduismus?

Der Hinduismus besteht aus vielen kleinen Religionen – die wiederum verschiedene Rituale und Bräuche haben. Deswegen ist es so schwierig, den Hinduismus als solches unter einem Oberbegriff zu sammeln. Hindus unterscheiden sich je nach Region, Familientradition und der Kaste, der man durch Geburt angehört.

Woran glauben Hindus?

Hindus glauben an Samsara, den sich ständig wiederholenden Kreislauf von Tod, Seelenwanderung und Wiedergeburt. Der Tod im Hinduismus steht also nicht für Trauer und Verzweiflung, sondern Befreiung: Man geht in eine neue Form des Daseins, eine neue Körperlichkeit über.

Karma als spirituelles Konzept entscheidet darüber, ob Atman - die unsterbliche Seele eines oder einer Verstorbenen - als Mensch, als Tier, als Pflanze oder als Götterwesen wiedergeboren wird. Jedes Handeln zu Lebzeiten entscheidet über Gedeih und Verderb in den künftigen Reinkarnationen.

Wie kann man also als Hindu dafür sorgen, dass das nächste Leben noch besser wird als das jetzige? Das Karma lässt sich durch gute Taten, Opferrituale, Askese und Yoga verbessern. Schlechte Taten, etwa das Töten von Tieren, schaden dem Karma. Das Töten von Tieren ist generell untersagt – man könnte ja selbst als solches wiedergeboren werden.

Kann man diesen ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt durchbrechen? Durchaus, dies ist sogar das höchste Ziel. Dieser Zustand der ewigen Glückseligkeit wird Moksha genannt.

Das Kastensystem einfach erklärt

Die traditionelle Kastenordnung Indiens reicht zurück bis 1500 v. Chr. und geht zurück auf indogermanische Priester, die die Kastenordnung in die Gesellschaft einführten. Dabei wurden die hellhäutigen Arier in drei freie Stände gegliedert und grenzten sich so von den dunkelhäutigen Einheimischen ab, welche hauptsächlich als Tagelöhner, Landarbeiter, Handwerker und Diener arbeiteten.

Somit wurde ein vierter "Stand" geschaffen, welcher zum Dienst gegenüber den drei höheren Kasten verpflichtet war. Außerhalb der Gesellschaftsordnung und auf die Verrichtung der niedrigsten und unangenehmsten Dienste beschränkt, befanden sich die Kastenlosen.

Das Kastensystem

Im Wesentlichen besteht das traditionelle Kastensystem aus vier Kasten (Varnas).

Die vier Hauptkasten heißen:

  • Brahmanen - Priester, Kenner und Lehrer der heiligen Schriften
  • Kshatryas - Krieger, Könige, Fürsten, Adelige
  • Vaishyas - Ackerbauern, Viehzüchter, Handwerker, Handelsleute
  • Shudras - Diener, Arbeiter, Sklaven

Darunter stehen die Kastenlosen. Eine Untergruppe stellen auch die Parias, die Unberührbaren, dar – sie müssen die niedrigsten Arbeiten verrichten.

Außerhalb der Gesellschaftsordnung und noch unter den Kastenlosen stehen die Nicht-Hindus. Wer den Hinduismus verlässt, entsagt damit seiner Kaste. Christen und Moslems gehören zu den Kastenlosen und sind "unberührbar" für strenge Hindus.

Kastensystem im Alltag

Durch die Kastenzugehörigkeit erlangt man soziale und religiöse Privilegien - jedoch müssen auch Gebote und Verbote beachtet werden. Etwa darf man nur innerhalb der eigenen Kaste heiraten, mit Mitgliedern der eigenen Kaste essen und Berufe der eigenen Kaste annehmen.

Die Kastenordnung wurde offiziell 1949 abgeschafft, bestimmt aber immer noch das soziale Leben Indiens. Die aktuelle Gesetzgebung ermöglicht es theoretisch jedem Inder, jeden beliebigen Beruf zu ergreifen, doch in der Praxis hat die Zugehörigkeit zu einer Kaste weiterhin erhebliche Bedeutung.

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Varanasi, die Hauptstadt des Todes

Der begehrteste Bestattungsplatz des Hinduismus

Die indische Stadt Varanasi ist für viele Hindus wortwörtlich die letzte Reisedestination - wer hier stirbt und im Ganges seine letzte Ruhe findet, kommt dem Nirwana, dem ewigen Leben, bedeutend näher. Im Ganges wurde nämlich laut hinduistischem Glauben das Universum erschaffen.

So kommen die Gläubigen, deren Tod bevorsteht, nach Varanasi, um zu sterben. Sie warten in sogenannten Sterbehäusern auf ihren Tod. Wer nicht hier stirbt und es sich leisten kann, lässt die Überreste einfliegen. Alternativ gibt es auch den Tempel Pashupatinath bei Kathmandu in Nepal als Ort der letzten Ruhe - hier fließt der Fluss Bagmati, welcher in den Ganges mündet.

Vorbereitet sterben

Ohne die nötigen Vorkehrungen aus dem Leben zu treten, geht also im Hinduismus gar nicht. Man bereitet sich akribisch darauf vor. Sterbende Gläubige ziehen sich zurück, es werden Rituale durchgeführt. Auch die letzten Gedanken vor dem Tod sind wichtig für die Wiedergeburt. Ein plötzlicher Tod ist deswegen unerwünscht.

So ist es Brauch, dass Sterbende mit dem Kopf in Richtung Süden gebettet werden – dort vermutet man den Sitz des Totengottes Yama. Wenn es möglich ist, sollte ein Schluck des heiligen Wassers aus dem Ganges getrunken werden. Zwischen den Schlucken wiederholt der oder die Trinkende immer wieder den Namen Gottes. So erlangt die Seele nach dem Glauben der Hindus Frieden. An der Seite des oder der Sterbenden sind Angehörige oder Priester, welche bis zum Eintritt des Todes aus den heiligen Schriften vorlesen.

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Reinigung und Todesriten im Hinduismus

Waschungen und Kleidung

Nachdem der Tod eingetreten ist, wird der oder die Verstorbene von der Familie einer rituellen Reinigung (Waschung) unterzogen. Die körperliche Reinigung symbolisiert zugleich die seelische. Der Körper wird am Stuhl sitzend mit fließendem Wasser gewaschen, mit Ghee (Butterschmalz) eingerieben und frisch eingekleidet.

In manchen Traditionen wird der Leichnam in Tücher gewickelt, wobei die Tücher für Frauen meist rot sind. Auf jeden Fall sollten die Tücher oder die Kleidung schmucklos sein, ansonsten wird die Seele des oder der Toten abgelenkt, wenn sie den Körper verlässt. Alle Anwesenden tragen während des gesamten Begräbnisses weiße Kleidung.

Weder bei der Prozession noch bei der Verbrennung soll geweint werden. Erst zu Hause darf man seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Deshalb sind Frauen und Kinder oft von dieser Zeremonie ausgeschlossen, traditionell nehmen hauptsächlich Männer an der Bestattung teil.

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Die Verbrennungsplätze liegen meist direkt am Ganges. Dort wird der Leichnam von den Angehörigen zum Holzstoß getragen und dann auf diesem aufgebahrt. Das darauffolgende, fünfmalige Umrunden des Leichnams symbolisiert die fünf Elemente Wasser, Feuer, Erde, Luft und Raum, aus denen der Mensch besteht.

Das Feuerritual

Dies wird vom ältesten Sohn oder einem anderen engen, männlichen Verwandten durchgeführt. Dieser umkreist den Holzstoß mehrmals, wobei er einen gesegneten Tontopf mit Wasser in den Händen trägt. Bei jedem Weg um den Holzstoß bohrt ein Angehöriger ein Loch in den Topf, damit das Wasser als Zeichen für das Verlassen des Lebens aus dem Topf fließt.

Nach der dritten Umkreisung zerschmettert der Träger den Tontopf am Boden, um damit das Ende des Lebens zu symbolisieren. Nun zündet der erstgeborene Sohn mit abgewendetem Gesicht den Scheiterhaufen am Kopfende an. Abschließend verlässt er den Verbrennungsort. Bei der Verbrennung – Antyesti genannt - wird der Feuergott Agni angerufen, die Seele des Toten in den Ahnenhimmel zu begleiten.

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Damit der Geist des Verstorbenen nicht am Körper des Verstorbenen haftenbleibt, muss der Körper vollständig verbrannt werden.Nun folgt der wichtigste Teil der Zeremonie: Der Schädel des Leichnams muss zerschlagen werden, damit Atman, die Seele, entweichen kann. Im westlichen Kulturkreis etwas barbarisch anmutend, ist dies jedoch essenziell für den hinduistischen Glauben: Nur so kann Atman zu Gott Brahma zurückkehren und wiedergeboren werden.

Die Rituale rund um diese Verbrennungszeremonie können bis zu drei Tage dauern. Im Hinduismus herrscht der Glaube, dass der Geist des Verstorbenen in den Tagen nach der Feuerbestattung noch anwesend ist. Daher ist es durchaus üblich, ihn rituell weiterhin mit Speisen zu versorgen, bis er bei den Ahnen angekommen ist.

Nach Ablauf dieser drei Tage werden Asche und Knochenreste gemeinsam mit Blumen und Girlanden im Ganges; einem anderen Fluss, welcher in den Ganges mündet, oder an einer heiligen Pilgerstätte verstreut. Ist das nicht möglich, kann die Asche in der Erde vergraben werden.

Ausnahmen von der hinduistischen Bestattungstradition

Babys, Kleinkinder, Heilige oder Schwangere, aber auch Leprakranke oder asketische Bettelmönche – wie etwa Sadhus - werden nicht verbrannt, sondern im Ganges bestattet. Auch ein Erdgrab ist möglich. Wenn es, wie etwa in Österreich, keinen Scheiterhaufen gibt, ist auch eine Verbrennung im Krematorium möglich. Auch dort werden religiöse Rituale abgehalten, allerdings im kleineren Rahmen und angepasst an die geltenden Bestimmungen: Die Zerschlagung des Schädels ist bei uns nicht erlaubt.

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Regeln nach der hinduistischen Bestattung und Trauer

13 Tage Trauer und Totengedenken

Beim Tod eines Elternteils zeigen die Söhne des oder der Verstorbenen ihre Trauer durch das Kahlrasieren ihres Schädels. Die Trauerzeit im Hinduismus dauert meist 13 Tage. Während der Trauerphase gelten die Familienmitglieder als unrein, soziale Kontakte sind auf ein Minimum beschränkt.

Direkt nach der Bestattungszeremonie müssen sie sich waschen, ebenso wird der Wohnraum gereinigt. Sie bleiben zuhause, sind von der Tempelbesuchspflicht ausgenommen. Speisen werden von Verwandten und Nachbarn gebracht, um das Trauern zu erleichtern.

Zusätzlich wird den Verstorbenen durch sogenannte Shradda-Rituale gedacht. Diese Zeremonien sollen der Seele helfen, sich vom Körper zu lösen. An Monats- oder Jahrestagen wird für den Frieden der Verstorbenen gebetet und es werden Opfer gebracht. An dieser Zeremonie dürfen nur Männer teilnehmen. Die Söhne und die anderen männlichen Verwandten sammeln dadurch wieder Karmapunkte, die sich günstig auf die eigene Wiedergeburt auswirken.

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Hinduistische Bestattung in Österreich

Für Hindus ist es ein großes Glück, im heiligen Fluss Ganges bestattet zu werden. Dort wurde ihrem Glauben nach das Universum erschaffen und dort erlangt die Seele der Hindus Frieden.

Als einer der ersten Bestatter Österreichs bietet Benu eine spezielle Bestattung an, die soweit in Österreich möglich, die Anforderungen einer traditionellen hinduistischen Bestattung erfüllt.

Gerne besorgen wir für Sie alle notwendigen Dokumente und vereinbaren und organisieren alles für die Bestattung. Ebenso kümmern wir uns um eine Überführung ins Ausland und erledigen alle Formalitäten bezüglich des Leichnams- oder Urnentransports.

Kontaktieren Sie uns bei Fragen und im Trauerfall gerne jederzeit unter 01 907 68 85.

Möglicher Ablauf einer hinduistischen Bestattung in Österreich

Nichtsdestotrotz unterstützen wir Sie gerne dabei eine hinduistische Bestattung auch in Österreich so originalgetreu wie gesetzlich möglich durchzuführen und zu planen. Der mögliche Ablauf sieht dabei zum Beispiel wie folgt aus:

  • Die rituelle Leichenwaschung kann in eigenen Räumlichkeiten erfolgen.
  • Danach wird der oder die Verstorbene ins Krematorium überführt.
  • Ein Verabschiedungsritual mit offener Aufbahrung ist möglich.
  • Der Verbrennungsprozess kann mechanisch (z.B. durch den Sohn des Verstorbenen) ausgelöst werden.
  • Dabei ist die Einfahrt des Sarges in den Ofen sichtbar.
  • Ca. drei Tage nach der Kremierung kann die Urne den Angehörigen übergeben werden.
  • Benu unterstützt Sie gerne bei der Überführung der Urne nach Indien.
  • Es ist aber auch möglich, die Urne hierzulande zum Beispiel in der Donau beizusetzen.
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Ist eine hinduistische Bestattung in Österreich möglich?

Prinzipiell ist es möglich, eine traditionelle hinduistische Bestattung in Österreich durchzuführen, jedoch mit leichten Einschränkungen aufgrund der lokalen Gegebenheiten und Bestimmungen.

Die Tradition will es, dass der oder die Verstorbene innerhalb von 24 Stunden verbrannt wird. Leider kann es in den Krematorien zu längeren Wartezeiten kommen.

Die Verbrennung darf in Österreich auch ausschließlich in einem Krematorium stattfinden, ein Scheiterhaufen ist nicht erlaubt.

Sikh-Bestattung und Hindu-Bestattung im Vergleich

Die hinduistische Bestattung unterscheidet sich nur bezüglich einiger weniger Details von einer Sikh-Bestattung. Im Hinduismus ist die vollständige Verbrennung des Körpers unerlässlich.

Dem gegenüber sollte ein verstorbener Sikh zwar bevorzugt verbrannt werden. Wenn dies aus irgendeinem Grund nicht möglich ist , kann der Leichnam jedoch auch in einem Erdgrab beigesetzt werden.

Eine hinduistische Bestattung besteht aus vielen streng vorgegebenen Ritualen. Bei der Bestattung eines gläubigen Sikhs ist es wichtig, dass die fünf Kakaar (Glaubenssymbole), die ein gläubiger Sikh während seines Lebens bei sich getragen hat, nicht entfernt bzw. das Haar sollte nicht geschnitten werden.

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Häufige Fragen zum Thema hinduistische Bestattung