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Bestattungsarten

Damit der letzte Fußabdruck CO2-neutral ist – 6 Alternativen für eine nachhaltige Bestattung

Severin Schulz

VERFASST VON

Severin Schulz

2022-07-25

Lesezeit: 7 Minuten

Dass herkömmliche Erdbestattungen nur wenig umweltfreundlich sind, ist bekannt. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten, damit der letzte Weg nur Spuren im Herzen der Angehörigen hinterlässt – und nicht auf dem Planeten.

Sind Bestattungen nachhaltig?

Allein in Nordamerika werden pro Jahr 30 Millionen Pfund an Hartholz für den Bau von Särgen und Gräbern verbraucht. Die Menge des Holzes, das für die Särge benötigt wird, gleicht 4 Millionen Acres Wald (16187,42569 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie New Jersey) – das sind genug Bäume, um 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu binden.

4,6 Millionen Einfamilien-Häuser könnten mit derselben Menge an Holz gebaut werden. Ebenso werden dafür 115 Millionen Tonnen Stahl verwendet – damit könnte man 2.000x das Empire State Building errichten. Weiters pflastert der Bau von Grüften den Weg zum Mond, und zwar 28x hin und zurück (2,3 Milliarden Tonnen Beton).

Pro Jahr werden in Nordamerika für die Kremation so viel an fossilen Brennstoffen verbraucht, dass man damit die halbe Strecke zur Sonne fahren könnte. Wenn eine Einbalsamierung gewünscht wird, kommt Formaldehyd zum Einsatz – ein Karzinogen.

In Amerika sickern davon pro Jahr 3028329,43 Liter ins Grundwasser. In Österreich wird diese Methode nur in Ausnahmefällen eingesetzt, etwa bei einer Überführung aus dem Ausland.

So nachhaltig ist eine Feuerbestattung

Hierzulande gibt es jedoch auch gute Nachrichten für diejenigen, die dem Planeten auf ihrem letzten Weg möglichst wenig Schädliches hinterlassen wollen: Die Feuerbestattung Oberösterreich führt seit 2015 Kremierungen durch und ist eine besonders nachhaltige und umweltverträgliche Anlage mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz.

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Das erklärte Ziel ist es beizutragen, dass der letzte Fußabdruck eines Menschen mit Verantwortung erfolgt. Seit Februar 2016 finden daher die Einäscherungen CO2-neutral statt. Möglich ist das durch Photovoltaik-Anlagen und modernste Techniken, was die Öfen, Abgasreinigung und die Anlagensteuerung betreffen.

Unser Partner, die Feuerbestattung in Stockerau ist ebenso mit der modernsten Filtertechnik Europas ausgestattet und kann so Emissionen auf ein Minimum reduzieren. Somit bleibt als Energieaufwand lediglich das, was notwendig ist: Für eine Stunde Kremation wird soviel Energie benötigt, als würde man sich 50 Stunden föhnen.

Ist die Kremation der umweltfreundlichste Weg, nach dem Tod die menschliche Form zu verlassen?

Ja und nein. Sie ist sicher umweltfreundlicher als eine Erdbestattung, da hierfür ein einfacher Holzsarg verwendet wird (in Amerika ist sogar die Kremation in einem einfachen Karton möglich). Aber: Wo Feuer ist, da entsteht auch Rauch.

Und nicht nur das, sondern auch Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Salzsäure, Schwefeldioxid, Polychlorierte Dibenzodioxine und im Fall von Amalgamfüllungen aus den Zähnen der Verstorbenen - sogar Quecksilberdampf. All diese Stoffe finden – wenn ungefiltert - früher oder später den Weg ins Grundwasser.

In Österreich haben alle Krematorien standardmäßig Luftfilter eingebaut, um diese schädlichen Stoffe zu filtern. Manche Krematorien nutzen die entstandene Energie durch die Kremationen sogar, um öffentliche Gebäude, Häuser oder sogar Schwimmbecken zu heizen.

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Was passiert mit den Edelmetallen, die von einer Kremation übrigbleiben?

Edelmetalle, wie etwa Zahngold, verbleiben bei der Verbrennung als Rückstand in der Asche. Diese werden üblicherweise mit in die Aschekapsel gegeben. Medizinische Implantate werden manuell entfernt, diese sind zu groß für die Aschekapsel.

Das niederländische Unternehmen „OrthoMetals“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verbliebenen Metallreste abzuholen und zu recyceln. Die Erlöse davon werden gespendet. Mehr als 1250 Krematorien weltweit sind derzeit Partner dieses Unternehmens. Die Feuerhalle Simmering etwa spendet den Erlös aus der Entsorgung.

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Alkalische Hydrolyse

Geht es noch besser? Ja. Ein besonders umweltschonender Weg, sich bestatten zu lassen, ist die Alkalische Hydrolyse. Bei dieser Bestattungsmethode wird der zu bestattende Leichnam durch die Einwirkung einer starken Lauge hydrolysiert. Der (menschliche oder tierische) Körper wird in einem Druckbehälter aus Edelstahl bei Temperaturen von 150 bis 160 °C in konzentrierter Kalilauge binnen weniger Stunden zersetzt.

Abgesehen von eventuellen Metall- oder Keramikimplantaten (z. B. Hüft-Endoprothesen) bleiben dabei nur eine durchsichtige, braune Flüssigkeit sowie Knochenreste übrig. Die Flüssigkeit besteht aus Aminosäuren, kurzen Peptiden, Zuckern und Mineralien, ist mikrobiologisch steril und kann bedenkenlos über den Abfluss entsorgt werden.

Dies macht die Alkalische Hydrolyse zur bei Weitem umweltfreundlichsten Methode, bestattet zu werden. Der Wasserverbrauch ist vergleichsweise gering (weniger als eine vierköpfige Familie an einem Tag Wasser verbraucht), es werden keine Schadstoffe ausgestoßen und keine fossilen Energien verbraucht.

Warum gibt es diese „Spa-Treatments für Verstorbene“ so selten?

Kanada, Großbritannien und Australien gehören zu den Ländern, in denen es erlaubt ist, sich mehr oder weniger auflösen zu lassen. Vielen fehlt jedoch ein Ort, um zu trauern, da der physische Körper ja wahrlich den letzten Weg in den Abfluss antritt.

Auch ist diese Art der Bestattung mit den gängigen religiösen Konventionen nicht unbedingt vereinbar: Der Körper ist ein Geschenk Gottes. Hier wird jedoch auf dasselbe Argument gesetzt, welches früher gegen die Kremation verwendet wurde.

Vielleicht stellt die Alkalische Hydrolyse bei voranschreitender Platznot auf den Friedhöfen und auf dem Weg zu noch mehr Nachhaltigkeit die Zukunft aller Bestattungsformen dar?

Gefriergetrocknet und dem Wasser übergeben – die Promession

Eine weitere moderne und nachhaltige Form der Bestattung stellt die sogenannte Promession dar.Diese wurde 1999 von der Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak zum Patent angemeldet. Bei der Promession kommen zwei Prozesse zum Einsatz: Zum einen wird der Körper einer Gefriertrocknung unterzogen, zum anderen kompostiert.

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Der Verstorbene wird auf -18°C vorgekühlt und in einem Promator, ein Gefäß, in dem das Stickstoffbad stattfindet, auf weitere -196°C herabgekühlt. Danach zerfällt der Körper durch starke Vibrationen. Der nächste Schritt ist die Gefriertrocknung.

Dabei entsteht, nach dem Wegfallen aller Knochenreste, Implantate und Zahnkronen, ein feines Granulat. Dieses wird wiederum in Form einer Wasserbestattung beigesetzt, welche wasserlöslich ist.

Diese Bestattungsmöglichkeit hinterlässt im Vergleich mit allen gängigen Methoden bisher den kleinsten Ökologischen Fußabdruck. So könnte die Promession zu einer echten Alternative zur herkömmlichen Bestattungsarten wie der Erdbestattung oder der Feuerbestattung werden.

Auch hier gilt jedoch: Sämtliche Religionen sträuben sich vehement gegen diese Form der Beisetzung.

Capsula Mundi

Das Konzept „Baum statt Grabstein“ erfreut sich wachsender Beliebtheit. Biologisch abbaubare Urnen, die man im Wurzelwerk eines Baumes bestattet, kennt man bereits. Die Idee des italienischen Unternehmens „Capsula Mundi“ jedoch ist ein Begräbnis in eiförmigen Kapseln aus biologisch abbaubaren Materialien, aus denen hinterher ein Wald wachsen soll.

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Nach der Kremation und Beisetzung der Kapsel soll darauf ein Baum gepflanzt werden, den sich der oder die Verstorbene zu Lebzeiten selbst aussuchen kann. Die Kapseln soll es nach den Plänen der Gründer/innen sowohl als Urne für die Asche von Verstorbenen als auch als Sarg-Alternative für den ganzen Körper geben.

Im letzteren Fall soll der Leichnam „in Fötus-Position“ in der Kapsel beerdigt werden. Das Gründungsteam wünscht sich Gedenk-Wälder anstelle von Friedhöfen, wilde Natur und Leben anstelle von perfekten Rasen und Grabsteinen.

Kompostierung – der natürlichste Weg der Bestattung?

Wenn im Wald ein Baum stirbt, wird er zu Erde. Genauso wird auch ein menschlicher Körper zu Erde. Der Anbieter MEINE ERDE hat von der Natur gelernt und nennt diesen Prozess Reerdigung. Mikroorganismen verwandeln dabei den Körper in wertvolle Erde. MEINE ERDE bietet seit 2022 Reerdigungen in Deutschland an.Die Reerdigung gilt als die nachhaltigste Bestattungsmethode, da einerseits kein CO2 durch Verbrennung von Erdgas, Körper und Sarg in die Atmosphäre entlassen und andererseits bei der Zersetzung viel Kohlenstoff im Humus gebunden wird.

Wie funktioniert der Prozess?

Nach dem Tod wird der Körper in einem sargähnlichen Kokon auf einem Bett aus pflanzlichen Materialien (Blumen, Grünschnitt und Stroh) gebettet.In den nächsten 40 Tagen transformieren natürliche Mikroorganismen, die uns ständig umgeben, den Körper in fruchtbare Muttererde. Die Erde wird anschließend aus dem Kokon entnommen, verfeinert und in einem Friedhofsgrab der Wahl beigesetzt. Angehörige können darauf etwas pflanzen und die Grabstelle nach den Wünschen der verstorbenen Person gestalten.

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Nach dem Tod als Korallenriff weiterleben

Wer nach seinem Ableben etwas für die Weltmeere tun will: Eine US-Firma bietet eine extravagante Variante der Seebestattung an, bei welcher aus Beton und Leichenasche Kugeln geformt werden, die als Wohnung für Korallen dienen.

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Die sogenannten „Reef Balls“ sind große Hohlräume aus Beton mit mehreren Öffnungen, die Meereslebewesen Schutz und Halt bieten und so die Zerstörung der Korallenriffe aufhalten. Diese Form ist unseres Erachtens nur bedingt nachhaltig – der Aspekt der Revitalisierung des Riffs wird durch den Aspekt, dass die Erzeugung von Beton und die Verbauung ebenso energieintensiv ist, wieder annihiliert.