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5 alternative Bestattungsformen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Nele Nikolaisen

VERFASST VON

Nele Nikolaisen

2024-06-11

Lesezeit: 7 Minuten

Es ist allgemein bekannt, dass klassische Erdbestattungen nicht gut für unsere Umwelt sind. Aber was genau ist eine umweltfreundliche Bestattung? Welche Alternativen gibt es? Ganz einfach: Als umweltfreundlich oder ökologisch gelten Bestattungen, bei denen die Umwelt durch den Beisetzungs- und Zersetzungsprozess möglichst wenig belastet wird. Benu – Bestattung und Vorsorge stellt Ihnen 5 alternative Bestattungsformen vor, die so dicht an Nachhaltigkeit sind, wie es eben geht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind alternative Bestattungsformen?

Alternative Bestattungsformen meint in erster Linie: alternativ zu klassischen Bestattungen, also in der Regel alternativ zur traditionellen Erdbestattung, bei der die verstorbene Person in einem Sarg auf einem Friedhof beigesetzt wird. Manche Menschen meinen aber auch eine ganz bestimmte Bestattungsform, wenn sie von einer "alternativen Bestattung" sprechen: die sog. Reerdigung

Bei der Reerdigung wird der tote Körper in einem sog. Kokon, dabei handelt es sich um einen sargähnlichen Behälter, auf Grünschnitt, Blumen und Stroh gebettet. Anschließend findet eine regelrechte "Kompostierung" statt: Mikroorganismen zersetzen die sterblichen Überreste, bis nach etwa 40 Tagen nährstoffreiche Humuserde entstanden ist. Verbliebene Knochen werden zermahlen und der Humuserde beigemischt, die anschließend auf einem Friedhof in der bodenaktiven Schicht eingebracht wird.

Leider ist die Reerdigung in Österreich aktuell noch nicht erlaubt. Wenn Sie mehr über diese nachhaltige Bestattungsform erfahren und wissen möchten, wie sie bei unseren deutschen Nachbarn angewendet wird, können Sie sich hier informieren.

Wie nachhaltig sind Bestattungen?

Es hat einen Grund, dass alternative Bestattungsarten in Österreich immer stärker nachgefragt werden: Immer mehr Menschen machen sich Gedanken um ihren ökologischen Fußabdruck. Außerdem ist es eine Tatsache, dass Verstorbene nach traditioneller Erdbestattung oder traditioneller Feuerbestattung (Urnenbeisetzung) nicht wirklich in den Kreislauf der Natur zurückkehren, da die sterblichen Überreste nicht vollständig abgebaut werden können bzw. die biologisch nicht abbaubare Urne eine vollständige Zersetzung verhindert. 

Ein Blick auf entsprechende Zahlen und Statistiken bestätigt: (Herkömmliche) Bestattungsformen stellen in allen Teilen der Welt eine nicht zu unterschätzende Umweltbelastung dar:

  • Allein in Nordamerika werden pro Jahr 30 Millionen Pfund an Hartholz für den Bau von Särgen und Gräbern verbraucht. Die Menge des Holzes, das für die Särge benötigt wird, gleicht 4 Millionen Acres Wald (16187,42569 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie New Jersey) – das sind genug Bäume, um 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid zu binden.
  • 4,6 Millionen Einfamilien-Häuser könnten mit derselben Menge an Holz gebaut werden. Ebenso werden dafür 115 Millionen Tonnen Stahl verwendet – damit könnte man 2.000x das Empire State Building errichten. Weiters pflastert der Bau von Grüften den Weg zum Mond, und zwar 28x hin und zurück (2,3 Milliarden Tonnen Beton).
  • Pro Jahr werden in Nordamerika für die Kremation so viel an fossilen Brennstoffen verbraucht, dass man damit die halbe Strecke zur Sonne fahren könnte. Wenn eine Einbalsamierung gewünscht wird, kommt Formaldehyd zum Einsatz – ein Karzinogen.
  • In Amerika sickern davon pro Jahr 3028329,43 Liter ins Grundwasser. In Österreich wird diese Methode nur in Ausnahmefällen eingesetzt, etwa bei einer Überführung aus dem Ausland.

Quecksilberbelastung durch Zahnplompen in Österreich

In Österreich sind zum Beispiel quecksilberhaltige Zahnplompen ein massives Problem. Schätzungen der Universität Wien zufolge gelangen in Österreich jedes Jahr rund 40 kg Quecksilber durch Feuerbestattungen (in Form von Quecksilberdampf) in die Luft und rund 160 kg Quecksilber durch Erdbeisetzungen in den Boden. Es spielt also keine Rolle, ob eine verstorbene Person in der Erde beigesetzt oder im Krematorium eingeäschert und in einer Urne beigesetzt wird: Die Umweltbelastung durch Quecksilber entsteht in jedem Fall.

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Wie nachhaltig ist die Feuerbestattung?

Die Feuerbestattung gilt allgemein als eine besonders nachhaltige und umweltverträgliche Form der Bestattung. Und seit ihren Anfängen 1922 im Krematorium Simmering hat sich bezüglich der Umweltfreundlichkeit einiges getan: Heutzutage finden Feuerbestattungen weitgehend CO2-neutral statt. Möglich ist dies durch Photovoltaik-Anlagen und modernste Techniken, was die Öfen, Abgasreinigung und die Anlagensteuerung betreffen. 

Österreichische Krematorien sind mit Filtertechniken für die Luftreinigung ausgestattet, wodurch sie Emissionen auf ein Minimum reduzieren können. Unterm Strich ist damit lediglich der Energieaufwand notwendig, den es für die Verbrennung braucht: Für eine Stunde Kremation wird soviel Energie benötigt, wie in handelsüblicher Föhn in 50 Stunden Laufzeit verbraucht.

Belastungen durch Verbrennungsgase?

Es stimmt natürlich: Wo Feuer ist, da ist auch Rauch. Und um Falle von Kremierungen sind in diesem Rauch Kohlenstoffdioxid, Kohlenstoffmonoxid, Salzsäure, Schwefeldioxid, Polychlorierte Dibenzodioxine und im Fall von Amalgamfüllungen aus den Zähnen der Verstorbenen sogar Quecksilberdampf enthalten. Allerdings sorgen in modernen Krematorium hochentwickelte Luftfilter dafür, dass diese Stoffe nicht ins Grundwasser gelangen. 

Schon gewusst? Manche Krematorien nutzen die bei der Verbrennung entstehende Energie sogar, um öffentliche Gebäude, Häuser oder sogar Schwimmbecken zu heizen.

5 alternative Bestattungsformen

Im folgenden stellen wir Ihnen 5 Bestattungsformen vor, die eine Alternative sowohl zur traditionellen Erdbestattung als auch zur traditionellen Feuerbestattung mit anschließender Urnenbestattung darstellen. Beachten Sie aber, dass nicht alle dieser nachhaltigen Bestattungsformen aktuell in Österreich verfügbar sind.

(1) Alkalische Hydrolyse – Verstorbene auflösen

Ein besonders umweltschonender Weg, sich bestatten zu lassen, ist die Alkalische Hydrolyse. Bei dieser Bestattungsmethode wird der zu bestattende Leichnam durch die Einwirkung einer starken Lauge hydrolysiert. Der (menschliche oder tierische) Körper wird in einem Druckbehälter aus Edelstahl bei Temperaturen von 150 bis 160 °C in konzentrierter Kalilauge binnen weniger Stunden zersetzt.

Abgesehen von eventuellen Metall- oder Keramikimplantaten bleiben dabei nur eine milchig-bräunliche Flüssigkeit sowie Knochenreste übrig. Die Flüssigkeit besteht aus Aminosäuren, kurzen Peptiden, Zuckern und Mineralien. Sie ist mikrobiologisch steril und kann bedenkenlos über den Abfluss entsorgt werden.

Dies macht die Alkalische Hydrolyse zur bei Weitem umweltfreundlichsten Methode, bestattet zu werden. Der Wasserverbrauch ist vergleichsweise gering (weniger als eine vierköpfige Familie an einem Tag Wasser verbraucht) und es werden weder Schadstoffe ausgestoßen, noch fossile Energien verbraucht.

Alkalische Hydrolyse ist in Österreich nicht erlaubt

Kanada, Großbritannien und Australien gehören zu den Ländern, in denen es erlaubt ist, sich mehr oder weniger auflösen zu lassen. In Österreich ist die alkalische Hydrolyse aktuell noch nicht erlaubt. Das liegt unter anderem daran, dass die Auflösung des Leichnams und die anschließende (nicht-feierliche) Entsorgung vielen religiösen Konventionen widerspricht und z.B. auch mit einer streng christlichen Bestattung nicht vereinbar wäre. 

Aber möglicherweise zwingt die voranschreitende Platznot auf den Wiener Friedhöfen bzw. der Wunsch nach einer nachhaltigen und CO2-neutralen Bestattung die Gesetzgeber schon bald zum Umdenken?

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(2) Promession – Verstorbene gefriertrocknen

Eine weitere nachhaltige Form der Bestattung ist die sogenannte Promession dar. Diese wurde 1999 von der Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak zum Patent angemeldet. Bei der Promession kommen zwei Prozesse zum Einsatz: Zum einen wird der Körper einer Gefriertrocknung unterzogen, zum anderen wird er kompostiert. Der Verstorbene wird auf -18°C vorgekühlt und in einem Promator, ein Gefäß, in dem das Stickstoffbad stattfindet, auf weitere -196°C herabgekühlt. Danach zerfällt der Körper durch starke Vibrationen. 

Der nächste Schritt ist die Gefriertrocknung. Dabei entsteht, nach dem Wegfallen aller Knochenreste, Implantate und Zahnkronen, ein feines Granulat. Dieses feine Granulat wird anschließend im Rahmen einer Seebestattung in einer wasserlöslichen Urne beigesetzt.

Obwohl es sich bei der Promession um die Bestattungsform mit dem kleinsten ökologischen Fußabdruck handelt, ist diese nachhaltige Bestattungsform in Europa bisher noch nicht zugelassen.

(3) Capsula Mundi – Wälder aus Verstorbenen

Das Konzept „Baum statt Grabstein“ erfreut sich wachsender Beliebtheit. Biologisch abbaubare Urnen, die man im Wurzelwerk eines Baumes beisetzt, kennt man bereits. Das italienische Unternehmen „Capsula Mundi“ geht noch einen Schritt weiter: Aus Verstorbenen sollen ganze Wälder entstehen. Ja, richtig gehört!

Die Idee dahinter ist folgende: Nach der Kremation wird die verstorbene Person in eiförmigen Kapseln aus biologisch abbaubaren Materialien bestattet. Über der Grabstelle wird anschließend ein Baum gepflanzt, den sich der oder die Verstorbene zu Lebzeiten selbst aussuchen kann. Aktuell ist die Capsula-Mundi-Methode nur im Anschluss an die Kremation möglich, in Zukunft soll es sie aber auch als Sarg-Alternative für den ganzen Körper geben. Dann soll der Leichnam "in Fötus-Position“ in der Kapsel beerdigt werden. 

Das Gründungsteam wünscht sich Gedenk-Wälder anstelle von Friedhöfen, wilde Natur und Leben anstelle von perfekten Rasen und Grabsteinen. In Österreich ist die Capsula-Mundi-Methode derzeit leider noch nicht erlaubt.

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(4) Reerdigung – Verstorbene kompostieren

Wenn im Wald ein Baum stirbt, wird er zu Erde. Genauso wird auch ein menschlicher Körper zu Erde. Der deutsche Anbieter MEINE ERDE hat von der Natur gelernt und nennt diesen Prozess Reerdigung. Mikroorganismen verwandeln dabei den Körper in wertvolle Erde. MEINE ERDE bietet seit 2022 Reerdigungen in Deutschland an. 

Die Reerdigung gilt als die nachhaltigste Bestattungsmethode, da einerseits kein CO2 durch Verbrennung von Erdgas, Körper und Sarg in die Atmosphäre entlassen und andererseits bei der Zersetzung viel Kohlenstoff im Humus gebunden wird.

Wie funktioniert die Reerdigung?

Nach dem Tod wird der Körper in einem sargähnlichen Behälter, den die Betreiber "Kokon" nennen, auf einen Mix aus pflanzlichen Materialien (Blumen, Grünschnitt und Stroh) gebettet. In den nächsten 40 Tagen transformieren natürliche Mikroorganismen, die uns ständig umgeben, den Körper in fruchtbare Muttererde. Die Erde wird anschließend aus dem Kokon entnommen, verfeinert und in einem Friedhofsgrab der Wahl beigesetzt. Angehörige können darauf etwas pflanzen und die Grabstelle nach den Wünschen der verstorbenen Person gestalten.

Ist Reerdigung in Österreich erlaubt?

Nein, die Reerdigung ist in Österreich aktuell leider noch nicht erlaubt. Das heißt aber nicht, dass Sie oder Ihre Angehörigen auf eine naturnahe Bestattung verzichten müssen. In Österreich zugelassene Formen der Naturbestattung sind die Baum-, die Donau-, die Almwiesen-, die Weinstock- und die Bergbestattung

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(5) Reef Balls – Verstorbene im Korallenriff

Erinnern Sie sich noch an folgenden Kult-Satz aus dem Paten?

"Das ist eine sizilianische Botschaft. Sie bedeutet, Luca Brasi liegt jetzt bei den Fischen."

Die US-Firma Eternal Reefs hat die letzte Ruhe im Korallenriff jetzt zur Wirklichkeit gemacht und mit den sog. Reef Balls eine besonders extravagante Form der Seebestattung geschaffen. "Reef Balls" sind (hohle) Kugeln aus Beton und Leichenasche mit vielen Öffnungen, die Lebensraum für diverse Meereslebewesen bieten. 

Reef Balls sind in Österreich aktuell keine erlaubte Bestattungsform. Außerdem ist diese Variante der Seebestattung nur bedingt nachhaltig, da durch die Erzeugung von Beton und die Herstellung der "Balls" sehr viel Energie benötigt wird. Tatsächlich ist die in Österreich erlaubte und von Benu angebotene Donaubestattung unterm Strich die umweltfreundlichere Bestattungsform.

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Alternative Bestattungen in Österreich

Zwar sind alternative Bestattungsformen wie die Reerdigung, die Gefriertrocknung und die Auslösung (Hydrolyse) von Verstorbenen in Österreich noch nicht erlaubt, aber es gibt auch hierzulande Alternativen zu klassischen Erd- und Feuerbestattungen. 

So haben Sie zum Beispiel die Möglichkeit, sich im Anschluss an eine Kremation nicht nur in der Donau (Donaubestattung) oder im Wurzelwerk eines Baumes (Baumbestattung) beisetzen zu lassen: Sie können ihre letzte Ruhestätte auch auf der Bergalm, am Fuße eines Weinstocks oder im eigenen Garten (Urne zu Hause) finden. Im Rahmen der sog. Diamantbestattung ist es sogar möglich, Edelsteine und andere Erinnerungsstücke aus der Asche Verstorbener pressen zu lassen.

Die letzte Ruhe in der Natur

Erhalten Sie noch heute ein Online-Angebot für eine naturnahe Bestattung nach Ihren Vorstellungen.

0800 88 44 04

Quellen

Eternalreefs: Eternalreefs.com (Link)

Loop-biotech: Loop-biotech.com (Link)

Der Standard: Am Ende des Lebens bleibt nicht nur Asche (Link)

Capsula Mundi: Capsulamundi.it (Link)

MEINE ERDE: Meine-erde.de (Link)